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Sichere Belege für jüdische Gemeinden in Bayern gibt es vereinzelt seit Ende des 9. Jahrhunderts und in größerer Zahl seit Anfang des 11. Jahrhunderts. Jüdinnen und Juden sind damit seit Jahrhunderten fester Bestandteil der bayerischen Bevölkerung.
Doch wie sah ihr Leben aus und in welcher Art und Weise gestalteten sie die Geschichte und das Leben in ihrer jeweiligen Heimatregion mit? Neben berühmten Persönlichkeiten wie Levi Strauß, dem „Erfinder“ der Jeans, oder dem Schriftsteller Lion Feuchtwanger finden sich unter den „bayerischen Juden“ auch unzählige unbekannte Menschen wie wandernde Hausierer der Frühen Neuzeit oder Bürgerinnen und Bürger in den wachsenden Städten des 19. Jahrhunderts, die ihre Zeit mitgeprägt haben. Macht euch auf die Suche nach ihnen und erforscht ihre Geschichte und ihr Wirken.
Das Dirndl als jüdische Erfindung? Das war es zwar nicht, jedoch war es tatsächlich die jüdische Familie Wallach, welche die Trachtenmode in München erst salonfähig machte. Die Brüder Moritz und Fritz Wallach gründeten in München ihr „Trachtengeschäft für Landestrachten“, welches bald zu DEM führenden Haus in Sachen Trachtenmode aufstieg. 1939 wurden die Wallachs im Zuge der „Arisierungen“ vom NS-Regime enteignet und das Geschäft gelangte erst nach langem Ringen wieder in den Besitz der Familie.
Nicht nur in Wirtschaft und Wissenschaft, sondern auch im Sport finden sich immer wieder herausragende jüdische Persönlichkeiten. Daran erinnert auch das von sechs jungen Künstlerinnen und Künstlern im Rahmen des Projekts „Sprühgeschichte“ des Kinder- und Jugendhauses Catch Up in Kooperation mit dem Fanprojekt Fürth gestaltete Graffiti des Fußballspielers Julius Hirsch. Dieser verhalf der SpVgg Fürth im Jahr 1914 zu ihrer ersten deutschen Fußballmeisterschaft. Während des menschenverachtenden NS-Regimes wurde er in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert, wo er ermordet wurde.
Im Zuge der aufgrund antisemitischer Vorurteile vielerorts stattfindenden Vertreibungen aus den Städten bildete sich im Laufe der Frühen Neuzeit das sogenannte „Landjudentum“ heraus. Dessen Angehörige waren oft verarmt. Der größte Teil der jüdischen Dorfbevölkerung lebte damals von Hausier- und
Nothandel.
Seit 1804 existiert auch für jüdische Kinder eine Schulpflicht, woraufhin jüdischen Gemeinden gestattet wurde, eigene Schulen zu gründen. Seitdem finden sich – von Unterbrechungen zur Zeit der NS-Diktatur und in der frühen Bundesrepublik abgesehen – jüdische Bildungseinrichtungen auch in Bayern, wie auf den Bildern, welche jüdische Schülerinnen und Schüler in München 1946 und heute zeigen, zu sehen ist. Doch wie sah das (Schul-)Leben der jüdischen Kinder früher im Vergleich zu heute aus? Recherchiert dazu in eurer Gegend.
Carry Brachvogel gehörte bis in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts hinein zu den bekanntesten Münchner Schriftstellerinnen. Daneben betrieb sie einen Salon und setzte sich für die Rechte der Frauen ein. Im Juli 1942 wurde sie von den Nationalsozialisten in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert, wo sie nur wenige Monate später aufgrund der unmenschlichen Lebensbedingungen verstarb.