Wettbewerb | Orte
981 n. Chr. ist das Jahr, in dem jüdisches Leben erstmals in einem Ort des heutigen Bayern urkundlich nachgewiesen werden kann. So wird ein Jude namens Samuel erwähnt, dem das Kloster St. Emmeram in Regensburg damals ein Landgut, auf dem sich ein weiteres Kloster befunden hatte, abkaufte. Von diesem ersten Nachweis an dauerte es nur wenige Jahre, bis sich in Regensburg eine ganze jüdische Gemeinde gebildet hatte. Bis zum 13. Jahrhundert gibt es schließlich Belege für jüdische Ansiedlungen quer über alle jetzigen sieben Regierungsbezirke Bayerns. Das Leben und die Kultur in den Städten und Dörfern prägten Jüdinnen und Juden dabei ganz entscheidend mit. Es entstanden Synagogen, Talmudschulen, eigene jüdische Wohnviertel und Friedhöfe. Die Entwicklung solcher Orte über die Jahrhunderte hinweg ist bis heute sehr unterschiedlich: Mancherorts zerfielen die Gemeinden wieder oder wurden – nicht nur, aber insbesondere in der Zeit der nationalsozialistischen Terrorherrschaft – mutwillig zerstört. Mancherorts wiederum erhielten sich Siedlungen und vergrößerten sich teilweise. Recherchiert zu ehemaligen oder heute noch bestehenden Stätten, in denen Jüdinnen und Juden gelebt haben oder heute noch leben.
„Fränkisches Jerusalem“ – diese Bezeichnung galt für Fürth in der Frühen Neuzeit. Damals entwickelte sich die Stadt durch die Ansiedlung der „Jeschiwa“, einer Hochschule zum Studium der Tora, im Jahr 1657 zu einem der bedeutendsten Anlaufpunkte Europas für den intellektuellen Austausch
zwischen Jüdinnen und Juden. Durch die wachsende Zahl jüdischer Einwohner vergrößerten sich auch das in Fürth ansässige Judenviertel und die Orte zum Gebet. Auf dem nachkolorierten Bild sieht man rechts die alte, links die neue jeweils im 17. Jahrhundert erbaute Synagoge, die zum Treffpunkt von
Jüdinnen und Juden aus ganz Europa wurden.
Etwa sieben Millionen Menschen, darunter auch Jüdinnen und Juden, die während des Zweiten Weltkriegs aus ihrer ursprünglichen Heimat vertrieben worden waren und z. B. als KZ-Häftlinge oder Kriegsgefangene in Deutschland das menschenverachtende NS-Regime überlebt hatten, konnten nach Kriegsende nicht in ihre oftmals zerstörte Heimat zurückkehren. Daher wurden u. a. in dem von den USA besetzten Bayern so genannte „Displaced-Persons-Camps“ („DP-Camps“) wie hier in Bad Reichenhall errichtet, in denen Überlebende vorübergehend ein Zuhause finden sollten.
Spezielle Stadtpläne wie der hier abgebildete aus Nürnberg geben Hinweise darauf, wo sich auch heute noch historische Spuren jüdischen Lebens finden lassen. Hinter der Nr. 1 verbirgt sich hier das Areal der ersten
jüdischen Ansiedlung in Nürnberg. Fragt in eurer Region nach, ob ähnliche Pläne existieren, und erkundet solche Orte.
Das vom israelischen Künstler Dani Karavan im Jahr 2005 enthüllte Relief mitten in der Regensburger Innenstadt soll zum einen an das im 16. Jahrhundert zerstörte Judenviertel und die sich ehemals dort befindende Synagoge erinnern, zum anderen soll es ein Ort sein, an dem Menschen heute zusammenkommen und sich austauschen können. Gibt es solche Erinnerungsorte auch in eurer Heimat?
Sich koscher zu ernähren heißt für gläubige Jüdinnen und Juden, gemäß den Speisegeboten der Tora zu leben. Das bedeutet beispielsweise, auf den Verzehr bestimmter Tiere zu verzichten oder Fleisch- und Milchprodukte nicht gleichzeitig zu sich zu nehmen. Gerade in größeren Städten kann man sich heutzutage mit koscheren Produkten in speziellen Supermärkten eindecken. Doch wie sah das früher aus? Wo gingen Menschen damals hin, um koschere Produkte zu erwerben?
Beispiele für Projektthemen
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