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Der Alltag 1945 und in der sog. Nachkriegszeit war in Bayern geprägt vom Kriegsende und von der amerikanischen Besatzung. Die damit verknüpften Empfindungen waren durchaus unter schiedlich. Viele Deutsche, die den Nationalsozialisten in den Jahren zuvor teilweise begeistert gefolgt bzw. selbst Mitglied in den NSOrganisationen gewesen waren, empfanden das Kriegs ende zunächst als schmachvolle Niederlage. Für die Verfolgten und Opfer des Nationalsozialismus brachte 1945 dagegen die erlösende Befreiung. Millionen Flüchtlinge und Vertriebene, die infolge des von den Deutschen entfesselten Krieges ihre Heimat in den ehemaligen deutschen Ostgebieten verloren hatten, kamen nach Bayern. Hier mussten sie sich ein ganz neues Leben aufbauen. Auch für die Alteingesessenen war die Integration der Opfer von Flucht und Vertreibung mit Herausforderungen verbunden. Gemeinsam bewältigten sie schließlich auf beeindruckende Weise Wiederaufbau und Integration.
Die Mehrheit der Menschen in Bayern dürfte das Kriegsende insgesamt vermutlich mit gemischten Gefühlen und einem sorgen, aber auch zunehmend hoffnungsvollen Blick in eine noch ungewisse Zukunft wahrgenommen haben.
Für die Überlebenden der Konzentrationslager bedeutete das Kriegsende die Erlösung aus unvorstellbaren Qualen und die lang herbeigesehnte Rettung. So wurde die Befreiung der Lager durch die amerikanischen Soldaten von den Insassen vielerorts euphorisch gefeiert, wie das Bild aus dem KZAußenlager DachauAllach vom 30.4.1945 zeigt. Für viele Häftlinge kam die Rettung allerdings zu spät. Sie wurden zu vor, um den Alliierten nicht lebend in die Hände zu fallen, zum Aufbruch aus den Lagern gezwungen und überlebten die folgenden oft tage und wochenlangen „Todesmärsche“ häufig nicht. Macht euch auf Spuren suche nach den Schicksalen von KZÜberlebenden in eurer Region.
Das Ende des Zweiten Weltkrieges und der nationalsozialistischen Diktatur führte auch zur Rückkehr zuvor emigrierter Personen. Darunter befand sich der vormalige Präsident des FC Bayern München, Kurt Landauer, welcher aufgrund der nationalsozialistischen Judenverfolgung in die Schweiz geflohen war, vier seiner Geschwister im KZ verloren hatte und dennoch 1947 nach München zurückkehrte, um erneut Präsident des Vereins zu werden. Noch heute erinnern die Fans des FC Bayern in Choreographien an ihn.
Die Entnazifizierung der Bevölkerung und ein angemessener Umgang mit NSVerbrechern waren große Herausforderungen für die Besatzungsmächte. Die Anhängerschaft des Regimes zählte nämlich Millionen und zumindest die Bestrafung der für den Krieg und den Völkermord an den Jüdinnen und Juden Hauptverantwortlichen war erklärtes Ziel der Alliierten. Dabei sollten Kriegsverbrecher möglichst in den Ländern vor Gericht gestellt werden, in denen sie ihre Verbrechen begangen hatten, was zu zahlreichen Auslieferungen führte. So zeigt das Bild beispielsweise eine Reihe hoher deutscher Offiziere und Verwaltungsbeamter – darunter auch den ehemaligen Kommandanten des KZ Auschwitz – in einem Transportflugzeug auf dem Nürnberger Flughafen kurz vor ihrer Auslieferung nach Polen. Wie wurde in eurem Heimatort nach 1945 mit ehemaligen führenden Nationalsozialisten umgegangen?
Flüchtlinge und Vertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten erlebten 1945 und danach als traumatisch und entbehrungsreich. Insbesondere Bayern wurde zur neuen Heimat für viele Vertriebene. Nötige Unterkünfte waren kaum vorhanden, sodass neben Zwangseinquartierungen aufgrund der Wohnungsnot sogenannte Flüchtlingslager wie hier im Harmoniesaal in Bamberg, in dem bis 1938 viele Theater stücke gespielt worden waren, eingerichtet wurden. Gibt es auch in eurer Familie ehemalige Heimatvertriebene? Erforscht deren Geschichte.
Viele Familien wurden im Laufe des Krieges auseinander gerissen. So waren nicht nur viele Väter 1945 noch Kriegsgefangene oder wurden vermisst, sondern zum Teil gingen auch Kinder in den Wirren der letzten Kriegswochen verloren. Eine immense Arbeit bezüglich der Suche nach Vermissten leistete dabei der Suchdienst des Roten Kreuzes, mit dessen Hilfe nicht wenige Familien wieder zusammengeführt werden konnten.
Aufgrund der Nahrungsmittelknappheit litten viele Kinder in der Nachkriegszeit Hunger. Ein hoher Prozentanteil galt als unterernährt. Um dem entgegenzuwirken, führten die Amerikaner in Bayern die sogenannte Schulspeisung ein, wobei bedürftige Kinder, wie z. B. die auf dem Foto zu sehenden Schülerinnen der Lohrer Mädchen schule, täglich eine warme Mahlzeit erhielten.
Die amerikanischen Soldaten brachten ein Stück weit auch den amerikanischen Lebensstil mit nach Deutschland. Das konnte der erste Kaugummi sein oder – wie im Bild zu sehen – eine neue Sportart. Die Faszination setzten die Amerikaner zum Teil bewusst im Sinn der Demokratieerziehung ein.